Wer aufmerksam durch die Märkte und Straßen in Oaxaca City läuft, dem werden die riesigen grünen Keramikschüsseln mit dem von weißen, schaumartigen Klümpchen bedeckten Getränk auffallen. Serviert in roten, handbemalten Schälchen von Frauen in den für Oaxaca so typischen, bunt bestickten Blusen. Das ist Tejate, ein Getränk der Götter und kulinarisches Highlight, was du unbedingt probieren solltest.
Das traditionelle Getränk, was einst dem Hochadel der Zapoteken vorenthalten war, hat seinen Ursprung in San Andres Huayapam, ca. 30 Minuten mit dem Auto von Oaxaca Stadt entfernt. Hier findet auch die jährliche Feria de Tejate statt.
Schon die alten Zapoteken tranken Tejate zu zeremoniellen Ernte- und Fruchtbarkeitsritualen. Natürlich war dieses kostbare Getränk nur den Herrschern vorbehalten. Der Begriff Tejate soll sich aus der Kombination der Nahuatl-Wörter textli (Teig) und atl (Wasser) zusammensetzen, also „mehliges Wasser“.
Der Geschmack ist nicht ganz leicht zu beschreiben. Eine Verschmelzung von Mais mit anderen edlen Bestandteilen wie Kakao, Mamey-Mandeln und Rosita del Cacao (eine weiße, duftende Blüte des Rositalbaums). Von der Konsistenz her eher cremig und massig. Einige sagen, es erinnert ein bisschen an Cappuccino, nur eben kalt. Die erfrischende Wirkung ist nicht zu leugnen.
Neben dem unvergleichbaren Geschmackserlebnis ist dieses edle Getränk auch sehr nahrhaft und gesund. Es enthält Kalzium, Ballaststoffe, Eisen, Proteine und Kohlenhydrate und soll bei der Bekämpfung von Fettleibigkeit, Diabetes und Bluthochdruck helfen und unter anderem die Gedächtnisfunktionen fördern.
So wird Tejate hergestellt
Dank meiner guten Freundin Angeles, die ein keines Restaurant in San Sebastian Etla, wo ich schon seit fast 3 Jahren Zuhause bin, leitet, durfte ich die Tejate Herstellung aus erster Hand erfahren.
Denn in ihrem Restaurant „Majahua Cocina Tradicional“ gibt es am Wochenende auch Tejate, hergestellt von ihrer 73-jährigen Oma Doña Cris. Mehr über Angeles und ihr Restaurant erfährst du im Beitrag „Kakaobohnen“ der exklusiven Rubrik „Reisegefühle“ von Uwe Kirst.
Nachdem die Zutaten (rohe Kakaobohnen, Erdnüsse, getrocknete Kerne der Mamey Frucht sowie „Rosita de Cacao“ Blüten) auf dem Markt besorgt sind, werden sie auf einem traditionellen Comal, eine Art Keramik-Teller, der mit Holz befeuert wird, per Hand geröstet.
Sobald die Kakaobohnen und Erdnüsse abgekühlt sind, werden sie geschält, was bei einer großen Menge Stunden dauern kann.
Die gerösteten und geschälten Zutaten werden dann entweder ganz traditionell in einer Molcajete aus Stein per Hand oder zum nächsten Molino gebracht und dort maschinell gemahlen. Raus kommt eine braune Paste, die schon angenehm nach dem einzigartigen Tejate-Aroma riecht.
Diese Paste wird dann zusammen mit frischer Nixtamal-Maismasse in eine große, grüne Keramik-Schüssel gegeben und mit den Händen und unter Zugabe von Wasser mindestens 30 Minuten durchgeknetet. Dies ist ein Knochenjob, ich hatte danach zwei Tage Muskelkater im Arm!
Die weißen Kügelchen sind nichts anderes als pflanzliches Fett der Zutaten, was durch die Bewegung austritt, ähnlich wie beim Schaum-Schlagen. Damit der Schaum sich nicht wieder auflöst, wird das Getränk mithilfe von Eiswürfeln gekühlt.
Jetzt kannst du deine Tejate entweder to-go bestellen oder trinkst sie genüsslich direkt am Stand aus einer handbemalten Jicara Schüssel. Normalerweise wird ein Schuss dulce (Zuckerwasser) dazugegeben, du kannst deine Tejate aber auch ohne Zuckerzusatz bestellen.
Tejate ist so viel mehr als nur ein Getränk, was lecker schmeckt! Tejate steht für Tradition, Kultur und Gemeinschaft. Allein die Herstellung ist ein Ritual, was seit so vielen Generationen Oaxacas kulturelle Identität prägt.
Wie hat dir Tejate geschmeckt?