Deutsche in Mexiko #3 – Hasti aus Mexico City

Im Zuge meiner Serie #deutscheinmexiko stelle ich dir regelmäßig Geschichten von deutschen Auswanderern/innen vor. Ich freue mich sehr, dir heute Hasti, die ich damals bei meiner Mexikoreise in Mexico City kennenlernte, vorstellen zu dürfen. Sie liebt es zu reisen, spricht 4 Sprachen fließend und wohnt seit Oktober 2015 in Mexiko-Stadt. Was sie dort macht, erfährst du im Interview!

In meiner Serie #deutscheinmexiko stelle ich dir Auswanderer vor, die von ihrem Leben in Mexiko erzählen. Wie die Menschen selbst könnten auch ihre Beweggründe, nach Mexiko auszuwandern, nicht unterschiedlicher sein. Ihre Geschichten sollen dich inspirieren und dir eine bessere Vorstellung vom Leben in Mexiko geben. Viel Spaß dabei!


Ich freue mich ganz besonders, dir heute Hasti vorstellen zu dürfen. Ich habe sie damals im April 2016 bei meiner 2-monatigen Mexikoreise in Mexico City kennengelernt. Zu meiner Hochzeit im September 2017 in Querétaro war sie Übersetzerin und eine meiner Trauzeugen, vielen Dank nochmal dafür!

Geboren im Iran, aufgewachsen in Bayern mit Zwischenstationen in London und der Schweiz spricht Hasti fließend Persisch, Deutsch, Englisch und Spanisch. Schon während ihrer ersten Reise nach Mexiko war sie fasziniert von diesem facettenreichen Land und wusste, dass sie bald hier wohnen wird. So erfuhr sie von einer offenen Stelle ihres Arbeitgebers in Mexiko und bewarb sich sofort. Nun lebt sie schon seit mehr als 2,5 Jahren in Mexiko-Stadt. Was ihre größten beruflichen und privaten Herausforderungen sind, erfährst du im Interview!

Hasti PenaDeBernal - Deutsche in Mexiko #3 - Hasti aus Mexico City
Hasti liebt es, von Mexico City aus jede Ecke Mexikos zu bereisen, hier vorm Peña de Bernal in Querétaro.

Seit wann lebst du schon in Mexiko-Stadt?

Im Oktober 2015 bin ich nach Mexico City gezogen.

Was war für dich der Grund, nach Mexiko zu ziehen? Wie haben Freunde und Familie darauf reagiert?

Ich wohnte in der Schweiz, habe dort gutes Geld verdient und hatte die nötigen Sicherheiten, aber mein Leben war ziemlich langweilig. Außerdem liebte ich schon immer Salsa und die spanische Sprache. Als ich dann von der firmenintern, offenen Stelle in Mexiko hörte, bewarb ich mich direkt.
Freunde und Familie reagierten durchwachsen auf meinen Plan, nach Mexiko zu gehen. Viele waren sehr besorgt, dass Mexiko zu gefährlich sei. Die meisten waren aber eher beeindruckt von meiner mutigen Entscheidung.

Kanntest du Mexiko schon, bevor du hier her gezogen bist?

Ich bin bereits vorher durch Mexiko gereist und wusste schon während der Reise, dass ich für eine gewisse Zeit hier leben möchte. So kam es dann, dass ich schon während der Reise Jobinterviews geführt habe.

Hast du bereits Spanisch gesprochen, bevor du nach Mexiko ausgewandert bist?

Bevor ich nach Mexiko kam, lernte ich die wichtigsten Verben in der Präsensform und ein bisschen Vokabular, aber sprechen konnte ich quasi nicht. Innerhalb von nur 6 Monaten sprach ich fließend, zwar mit grammatikalischen Fehlern, aber gut genug, um auf Arbeit und auch privat gut durchzukommen.

Als was arbeitest du aktuell?

Ich bin Projekt Managerin für neue Produkteinführungen bei Novatis.

Kannst du von deinem Gehalt gut in Mexiko leben?

Das ist nicht ganz so einfach, da ich es liebe, viel zu reisen. Insbesondere Reisen nach Europa zu meiner Familie sind im Verhältnis zu meinem Gehalt extrem teuer. Aber glücklicherweise habe ich noch Erspartes aus der Schweiz, von dem ich einige Reisen mitfinanzieren kann.

Denkst du, dass es allgemein leicht ist als Deutsche/r in Mexiko einen Job zu finden?

Ich denke es ist einfacher, sich vorab einen Job in Mexiko zu suchen und dann mit bestehendem Arbeitsvertrag auszuwandern. Oder, wie in meinem Fall, du arbeitest bereits in einer internationalen Firma mit Sitz in Mexiko und lässt dich versetzen. Ich kündigte meinen Job mit Novatis Schweiz und ging einen neuen Vertrag mit Novatis Mexiko ein. Das war nicht sehr schwer, denn so kannten sie mich bereits und als internationale Firma kümmern sie sich um sämtliche Visa-Papiere.

Was denkst du über das mexikanische Gesundheitssystem? Hast du Angst, krank zu werden?

Ja, ernsthafte Erkrankungen können schnell extrem teuer werden und wenn du keine sehr gute Krankenversicherung hast, dann wird es unmöglich, die Behandlung selbst zu bezahlen. Öffentliche Gesundheitsversorgung, die ohne zusätzliche Privatversicherung zugänglich ist, existiert praktisch nicht, denn oft bekommst du Termine erst nach Monaten, auch bei ernsthaften Erkrankungen. Priorisiert wird hier oft nicht.

Hattest du schon mal ernsthafte Magenprobleme während deiner Zeit in Mexiko?

Ja, aber nur, weil ich zu viel gegessen habe 🙂

Hast du neben deiner Krankenversicherung noch andere Versicherungen?

Ja, eine Zahnversicherung, denn gute Zahnärzte sind auch extrem teuer hier.

Fühlst du dich in Mexico City allgemein sicher? Was sind die Dinge, die du aufgrund von Sicherheitsrisiken vermeidest (nachts unterwegs sein, öffentliche Verkehrsmittel, Taxi usw….)?

Seit den letzten Monaten fühle ich mich zunehmend unsicherer. Im Moment fühlt es sich so an, als ob die Kriminalitätsrate in Mexiko Stadt steigt, denn ich höre immer häufiger von guten Freunden, dass sie überfallen worden sind. Auch auf der Straße, die ich nehme, um zur Arbeit zu fahren, kommt es immer häufiger zu Attacken, weshalb ich jetzt definitiv angespannter bin als zuvor. Und nachts laufe ich nie alleine. Ich sehe zu, dass ich dicht vor meiner Haustür parken kann, um lange Wege zu vermeiden. Oder wenn ich nachts mit dem Uber nach Hause komme, bitte ich den Fahrer, direkt vor meiner Haustür zu halten und zu warten, bis die Eingangstür hinter mir zugefallen ist. Zudem nutze ich kaum öffentliche Verkehrsmittel, denn glücklicherweise hat mir meine Firma ein Auto gestellt.
Die Paranoia tritt aber meistens erst nachts auf. Tagsüber, wenn man sich nicht gerade an Orten aufhält, die für Überfälle bekannt sind, kann man ohne Probleme durch die Parks und Straßen spazieren gehen. Bisher hat man mir aber auch nur meinen Geldbeutel geklaut. Die Angst/Paranoia basiert daher eher auf den Erfahrungen meiner Freunde.

Was begeistert dich am meisten an der mexikanischen Kultur? Was ist nicht so toll?

In beiden Fällen sind es die Menschen. Zweifellos sind sie in Mexiko wesentlich freundlicher als in Europa, aber gleichzeitig viel impulsiver mit Hang zur Dramatik, weshalb das Arbeiten mit Mexikanern/innen durchaus anstrengend sein kann. Beim Reisen durch Mexiko fühlte ich mich immer willkommen. Die Leute nehmen sich Zeit, dich kennenzulernen und freuen sich, dir Reisetipps geben zu können. Im Allgemeinen kann ich mich immer auf die Unterstützung der Einheimischen verlassen.

Was magst du besonders an Mexikanern/innen? Was am wenigsten?

Ich bin besonders von der Lebensfreude der Mexikaner/innen begeistert. Sie feiern das Leben, obwohl sie oft nicht viel haben. Was mich immer sehr beeindruckt hat, ist der „Dia de los Muertos“, der Tag, an dem sie die Toten feiern.
Ich erlebe viele Mexikaner/innen als etwas unsicher und nicht bereit, Risiken einzugehen, beruflich und privat. Was mir oft das Leben schwer macht, da ich halt doch gerne „out of the box“ denke.

Was sind die Vorteile als Ausländer in Mexiko? Was die Nachteile?

Die Leute unterstützen dich mehr, wenn du Ausländer bist. Gespräche mit der Polizei können einfacher sein, da sie dich eher gehen lassen als Einheimische.
Ich habe oftmals das Gefühl, dass die allgemeine Meinung herrscht, ich hätte viel Geld, nur weil ich Ausländer bin, was im Vergleich aber oftmals nicht der Fall ist.

Was vermisst du besonders aus deiner Heimat?

Da ich in Deutschland aufgewachsen bin, vermisse ich sehr die Ordnung und gute Planung, die hier in Mexiko oftmals zu kurz kommt. Zudem vermisse ich die Sicherheit, den besseren Lebensstandard und öffentliche Verkehrsmittel wie Züge.

Kannst du dir vorstellen, für den Rest deines Lebens in Mexiko zu leben?

Nein, nicht wirklich, nicht nach all den Erdbeben. Aber Mexiko wird für immer Teil meines Lebens sein und noch habe ich kein Datum zum Auswandern… 🙂

Hast du spezielle Tipps und Ratschläge für Deutsche, die vom Auswandern nach Mexiko träumen?

Viel Geduld… Versuche Spanisch zu lernen, bevor du auswanderst, denn nicht viele sprechen Englisch. Insbesondere beim Migrationsprozess auf der Ausländerbehörde kann es ohne Spanischkenntnisse sehr kompliziert werden, denn in der Regel darfst du niemanden mitbringen, der für dich übersetzt.


Vielen Dank an Hasti für dieses spannende und lehrreiche Interview! Falls du spezielle Fragen an sie hast, leite ich diese gerne weiter!

Con mucho amor,

Signature - Deutsche in Mexiko #3 - Hasti aus Mexico City
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