Mitten in den Bergen der Sierra Mazateca liegt Huautla de Jimenez, „pueblo magico“ und Geburtsstadt einer der berühmtesten Schamanen weltweit – Maria Sabina – deren charismatisches Portrait so viele Wände, T-Shirts und Stoffbeutel nicht nur in Oaxaca Stadt schmückt.
Wo einst die Riesenadler lebten.
Der Name „Huautla“ kommt aus dem Nahuat und bedeutet soviel wie „Ort oder Nest der Adler“. Der Legende nach lebten in den Höhlen der Region einst riesige Adler mit ihren Jungen. Wenn die Adler Menschen vor ihren Häusern sahen, rissen sie ihnen die Köpfe ab, trugen sie weg und aßen sie auf.
Man erzählt sich, dass die Menschen bereits planten, wie sie die Adler töten könnten, um ihr Volk vor der Ausrottung zu schützen.
Ein Teil der Riesenadler floh vor den Menschen, der andere versteckte sich in den verborgenen Höhlen rund um Huautla. Es heißt, dass sie sich mit einigen Menschen zusammentaten, die sich um die Adler kümmerten, bis sie letzendlich ausstarben.
Vielleicht genau der Grund, weshalb ich mich so hingezogen fühle zu diesem legendenreichen, magischen Ort. Denn basierend auf dem Tonalpohualli – dem zeremoniellen Kalender der Azteken – bin ich im Zeichen des Adlers geboren, mit dem ich mich schon immer sehr stark indentifiziere.
Maria Sabína und psychodelische Pilze.
Wer Huautla hört, denkt in der Regal als erstes an psychodelische Pilze und Maria Sabína, die legendäre und wohl bekannteste curandera und Schamanin Mexikos, die von 1894 bis 1985 in Huautla lebte.
La mujer aguila (Adlerfrau), wie sie auch genannt wurde, war die erste zeitgenössische mexikanische Curandera, die es Westlern erlaubte, an dem als Velada bekannten Heilungsritual teilzunehmen. Alle Teilnehmer des Rituals nahmen die in der Sierra Mazateca wachsenden und bewusstseinserweiternden Pilze ein, um sich mit dem Heiligen zu verbinden und spirituell zu reinigen.
Größen wie die Beatles, Rolling Stones, Robert Gordan Wasson und Albert Hoffmann – der Erfinder von LSD – machten sich auf in den abgeschiedenen Bergort, um an einer der berühmten Veladas teilzunehmen.
Dennoch verstarb Maria Sabina in ärmlichsten Verhältnissen und geplagt vom respektlosen Umgang der meisten Westler mit der heiligen Medizin, die lediglich das psychodelische Abenteuer suchten. Sie glaubte, dass all die Krankheiten, die sie einst heilte, nun zu ihr zurückkamen, als Strafe dafür, dass sie ihre Türen für all die gringos öffnete, die ihre Gutmütigkeit ausnutzten.
Heute gibt es ein kleines Museum ihr zu Ehren, direkt neben dem eigentlichen Haus, in dem sie früher wohnte und was in der berühmten Doku auftaucht:
Hauptsaison für die sog. niños sagrados ist zur Regenzeit im Juni und Juli. Aber das ganze Jahr über findet man in Huautla Schamane, die Zeremonien mit hongos praktizieren. Wenn es keine frischen gibt, werden getrocknete oder in Honig konservierte Pilze verwendet.
Bei so einem Velada Ritual, wie es auch heute noch von den einheimischen mazateco Schamanen durchgeführt wird, nehmen sowohl der Patient als auch der Schamane die niños sagrados ein. Der Schamane hilft dem Patienten dabei, durch Gesang, Gebete und verschiedene Reinigungsrituale mit Räucherwerk, Pflanzen und rohen Hühnereiern aufkommende (unangenehme) Gefühle und Ängste schneller zu transformieren.
Ich bin die Frau, die allein auf die Welt kam.
Gedicht von Maria Sabina (aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt)
Ich bin die Frau, die allein hinfiel.
Ich bin die Frau, die hofft.
Ich bin die Frau, die genau beobachtet.
Ich bin die Frau, die nach innen schaut.
Ich bin die Frau, die unter Wasser sieht.
Ich bin die heilige Schwimmerin,weil ich mich in der Grandiosität bewegen kann.
Ich bin die Mondfrau.
Ich bin die Frau, die fliegt.
Ich bin die Metoritenfrau.
Ich bin die Frau, Sternzeichen Huarache.
Ich bin die Frau, Sternzeichen Stab.
Ich bin die Sternenfrau Gottes,weil ich die Orte seines Ursprungs bereise.
Ich bin die Frau der Brise.
Ich bin die Frau des frischen Morgentaus.
Ich bin die Frau der Morgendämmerung.
Ich bin die Frau der Abenddämmerung.
Ich bin die Frau, die sprießt.
Ich bin die Frau, die herausgerissen wurde.
Ich bin die Frau, die weint.
Ich bin die Frau, die pfeift.
Ich bin die Frau, die träumen lässt.
Ich bin die Trommelfrau.
Ich bin die Trompetenfrau.
Ich bin die Violinenfrau.
Ich bin die Frau, die Freude bringt, denn ich bin der heilige Clown.
Ich bin die Frau des Sonnenscheins.
Ich bin die Frau des Tageslichts.
Ich bin die Frau, die etwas ins rollen bringt.
Ich bin die Frau des Himmels.
Ich bin die Frau des Guten.
Ich bin die Geisterfrau,denn ich kann ein- und austreten in das Reich der Toten.
Vom Maria Sabina Museum aus empfiehlt sich eine Wanderung von ca. 40 Minuten zum „cerro de la adoracion„, einem noch heute wichtigen Ort für die Einwohner Huautlas, um Inne zu halten und chikon tokoxo – dem wichtigsten Gott und Schutzpatron der Mazateken – zu danken und um Hilfe zu bitten. Auch Maria Sabina war hier oft.
Ich selbst habe an keiner Zeremonie teilgenommen. Aber da ich nicht das letzte Mal in Huautla war, ergibt sich das sicher beim nächsten Besuch.
Ein weiterer Ort für Magic Mushroom Zeremonien ist San José del Pacifico.
Folge mir auf ein 5-tägiges Abenteuer nach Huautla de Jiménez!
Was gibt es sonst noch zu sehen?
Auch wer nicht an der heiligen Medizin interessiert ist, für den gibt es in Huautla genug zu erleben. Die noch so unberührte Natur und die vorbeiziehenden Wolkenschwaden sorgen für ein außergewöhnliches Naturerlebnis. Auch kulinarisch gibt es einiges zu entdecken.
Circa 30 Minuten außerhalb der Stadt Richtung Santa Maria Chilchota (wo übrigens auch Kaffee wächst) kannst du einen beeindruckenden Wasserfall bestaunen – „cascada velo de novia“.
Neben beeindruckenden Wasserfällen gibt es in der Sierra Mazateca rund um Huautla diverse Höhlen und Grotten, in denen damals der Legende nach die Riesenadler lebten.
Die „grutas de San Agustin„, die man von Huautla aus über eine ca. 1,5 stündige Wanderung erreicht, gehören zu den tiefsten Höhlensystemen der Welt. Mit einer Tiefe von über 1.000 Metern ist sie die tiefste Höhle Lateinamerikas, die nur mit spezieller Ausrüstung erkundet werden kann. Dieses highlight hebe ich mir für meinen nächsten Besuch auf.
Dafür hatte ich die Möglichkeit, die Höhle von Santa Rosa in der Nähe von Santa Maria Chilchotal anzuschauen. Insbesonder wenn die Sonne durch die riesigen Löcher in die Höhle scheint, erzeugt das ein wunderschönes Lichtspiel.
Wer keine Atole agrio getrunken hat, war nicht in Huautla.
Ein besonderes Highlight ist definitiv das Schlendern über Huautlas Markt „Mercado Erasto Pineda„. Insbesondere zum Sonntag, wenn zusätzliche Freiluftbuden „tianguis“ aufgestellt werden.
Was du hier unbedingt probieren solltest, sind die typischen tamales de tezmole sowie atole agrio, das heilige Getränk der Mazateken.
Insbesondere, wenn du den Geschmack süßer Atole kennst, schmeckt die traditionelle saure Atole aus der Sierra Mazateca erstmal sehr ungewöhnlich. Der Gärungsprozess der Maismasse, die die Basis des Getränks darstellt, verleit dieser besonderen Atole ihren sauren Geschmack. Hinzu kommen Bohnen und Pipian, eine Art Gewürzsoße aus Kürbiskernen, Sesam, Chili Chiltepec und Salz.
Die indigene Sprache Mazateco.
Neben der überwältigenden Natur hat mich besonders beeindruckt, dass überall in den Straßen Huautlas die indigene Sprache Mazateco gesprochen wird. Es scheint, als ob alle Einwohner – egal ob jung oder alt – dem Mazateco mächtig sind.
„Mazateco“ beruht auf dem Nahuat Wort „mazatecatl“, was so viel bedeutet wie „Volk der Hirsche“.
Laut offiziellen Zahlen der mexikanischen Regierung gibt es in Oaxaca rund 200.000 Einwohner, die noch Mazateco sprechen.
Die indigenen Sprachen Oaxacas sind besonders faszinierend, da sie auf einem ganz anderen Weltbild basieren. So begrüßt man sich auf Mazateco zum Beispiel mit „nda li“, was so viel heißt wie „gutes Licht“.
Ganz besonders kurios ist die gepfiffene Variante des Mazateco. Einmal in Huautla angekommen, wir dir schnell auffallen, dass hier immer jemand pfeift.
Wie komme ich nach Huautla de Jimenez?
Huautla de Jimenez ist circa sechs Stunden von Oaxaca City entfernt. Es gibt verschiedene Kleinbusunternehmen (Autotransportes Maria Sabina & Autotransportes Cañada Trujano) , die von der Innenstadt Oaxacas bis nach Huautla fahren. Am modernsten und bequemsten sind die Vans von „Transportes Maria Sabina„, die am Jardin Morelos, in der Nähe der „Basilica de nuestra Señora de la Soledad“ abfahren.
Eine Fahrt kostet 250 Pesos. In der Regel reicht es, das Ticket kurz vor Abfahrt zu kaufen. Wenn du aber die besten Plätze abgreifen willst, dann besorgst du dir dein Ticket am besten schon einen Tag vor Abreise.
Die sechsstündige Fahrt im Kleinbus ist schon ein Abenteuer für sich. Es geht durch kurvige Gebirgsstraßen und tiefe Schluchten am Abhang entlang durch verschiedene Klima- und Vegetationszonen. Nichts für schwache Nerven! Auf der Hälfte der Strecke wird eine Pause zum Essen und Geschäft erledigen eingelegt.
Die Kleinbusstationen für die Rückfahrt nach Oaxaca City befinden sich im Zentrum Huautlas.
Unterkunft:
Die Auswahl an Unterkünften ist recht beschränkt in Huautla. Es gibt ein paar einfache Hotels im Zentrum und das Hotel Real del Fortin oberhalb vom Ort am Krankenhaus, wo ich untergekommen bin. Das Schöne an diesem Hotel ist die Aussicht vom Dach. Ansonsten ist es sehr einfach gehalten, zum Schlafen reicht es aber aus. Die Nacht im Doppelbett kostet 300 Pesos.
Huautla auf eigene Faust zu erkunden, kann ich nur empfehlen, wenn du gut Spanisch sprichst, auf Luxus verzichten kannst und du bereits etwas vertraut bist mit dem Leben und der Kultur Oaxacas.
Falls du die Gegend lieber mit lokalen Guides und mit mir als deutschsprachiger Leitung erleben willst, dann schreibe mir einfach eine eMail an katrin.schrimpf@moving2mex.de oder kontaktiere mich über Instagram, Facebook oder WhatsApp.
Nda li,