Ja, das wird alles nicht einfach werden und ich kann auch nicht sagen, dass ich mich immer sehr wohl fühle mit dem Gedanken, meine Mutter hier alleine zurückzulassen.
Vor etwa 2,5 Jahren ist mein Vater verstorben und seit dem wohnt meine Mutter allein in dem Haus, in dem wir damals, bis ich 18 war, zu dritt wohnten. Ein kleines Haus in einem kleinen Dorf, nah am Thüringer Wald.
Da ich schon seit 2010 in Hamburg wohne und uns seither knapp 500 Kilometer trennen, sehen wir uns schon seit vielen Jahren nur zu bestimmten Feiertagen. Seit dem Tod meines Vaters treffen wir uns aber häufiger, mal in Thüringen, mal in Hamburg, mal in Berlin. Letztes Jahr waren wir sogar für drei Wochen zusammen in Indien.
Dass so etwas mal passiert, hätte ich mir noch vor drei Jahren niemals erträumen können. Die Beziehung zu meiner Mutter hat sich also in den letzten zwei Jahren sehr positiv verändert, was es mir in meiner Situation aber nicht unbedingt leichter macht.
Der Indienurlaub mit geführter deutscher Reisegruppe war ihre erste richtige Fernreise. Dort ist ihr bewusst geworden, dass man ohne Englisch selbst bei dieser Art des Reisens ab und zu völlig aufgeschmissen ist. Bei der Bestellung im Restaurant fängt es ja schon an. Seit dieser Erfahrung lernt sie fleißig Englisch.
Ihre größte Motivation ist allerdings Cesar. Die beiden haben sich Anfang dieses Jahres bei seinem Besuch im Harz kennengelernt. Wir sind dort Snowboarden gewesen und er hat das erste Mal in seinem Leben Schnee gesehen. Die beiden haben sich von Anfang an wunderbar verstanden, obwohl sie aufgrund der Sprachbarriere nicht miteinander reden konnten. Cesar ist meinem Vater in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich, was auch meine Mutter sofort gespührt hat und weshalb von Anfang an eine gewisse Vertrautheit und Verbundenheit bestand.
Meine Mutter weiß also jetzt, dass sie mich in gute Hände gibt. Das Treffen war deshalb extrem wichtig für uns alle. Hätte sie ihn nicht kennengelernt und ich wäre einfach so nach Mexiko abgehauen, hätte sie mir das auf jeden Fall übel genommen. Und jetzt kommt sie uns schon im Oktober dieses Jahres in Querétaro besuchen, um bei unserer Hochzeit dabei zu sein.