„Wie sicher ist Mexiko?“ – Eine Frage, die ich immer wieder gestellt bekomme und der ich diesen Post widme.
Zugegeben, Mexikos Image in Bezug auf Sicherheit könnte besser sein. In den Medien hört man immer wieder von Schießereien auf offener Straße, Kidnappings und verschwundenen Mädchen. Und ja, diese Gewaltaten passieren wirklich. Je nach Region häufiger oder weniger häufig.
Mexiko ist ein sicheres Reiseland
Aber inweifern betrifft dich das? Du kommst hier her als Tourist und hälst dich in der Regel in den typischen Toursitengegenden auf. Informationen zu Regionen wie bespielsweise Ecatepec in Mexico City oder Ciudad de Juarez an der Grenze zur USA wirst du weder in einem Reiseführer noch auf Reiseblogs im Internet finden, washalb es dich dort auch nicht hinverschlägt.
Als Tourist lernst du ein ganz anderes Mexiko kennen als beispielsweise ein Flüchtling aus Südamerika, der mit der Bestie das Land durchquärt. Oder als ein Mitglied der los Zetas, der Auftragsmorde begeht und Drogen im großen Stil über die Grenze schmuggelt. Das sind jetzt extreme Beispiele, aber ich denke du verstehst, worauf ich hinaus will. Mexiko ist ein sicheres Land für Touristen.
Sicherheit ist ein Gefühl
Und was genau ist eigentlich Sicherheit? In erster Linie ein Gefühl. Oder wie erklärst du dir, dass es Menschen gibt, die nachts 1 Uhr ohne Bedenken allein über Hamburgs Rotlichtmeile ziehen und andere das niemals machen würden, weil es ihnen zu gefährlich erscheint?
Der eine fühlt sich sicher auf der Reeperbahn nachts um 1, der andere nicht. Das liegt eventuell daran, dass der eine sich dort gut auskennt, der andere nicht.
Und genauso ist es auch mit der Sicherheit in Mexiko. Wenn du zum ersten Mal hier bist, kann es sein, dass dir die oft schwer bewaffnete Polizei Angst macht oder du dich unsicher fühlst, weil du weder die Sprache noch die oft sehr expressive Mimik und Gestik verstehst. Was wir nicht kennen, macht uns zunächst Angst, das ist ganz normal.
Nach fast fünf Jahren in Mexiko kann ich dir sagen, dass ich mich hier persönlich sicherer fühle, als tagsüber in Hamburg. Denn wenn hier jemand auf der Straße dumm angepöpelt wird oder es zu Ausschreitungen kommt. Hier genügt oft ein Blick oder Handzeichen, und schon kommt jemand zu Hilfe. Die Leute sind aufmerksamer und haben immer ein Gefühl dafür, was gerade um sie herum passiert.
Tipps für mehr Sicherheit
Solange du dich nicht mit den Kartellen anlegst, Drogen verkaufst oder andere krumme Geschäfte machst, ist Mexiko ein sicheres Land, insbesondere zum Reisen.
Tipp: Sprich mit jemandem, der bereits in Mexiko war. Denn besonders große Sorgen über deine Mexikopläne machen sich diejenigen, die selbst noch nie hier waren und Mexiko lediglich aus den Nachrichten kennen.
Wie in jedem anderen Land auch ist der gesunde Menschenverstand gefragt. Hier kommen ein paar allgemeine Tipps für mehr Sicherheit:
- Wertsachen und wichtige Dokumente wie Reisepass im Hotel lassen (evtl. Ausweisekopie mitführen)
- Fette Goldketten und die Rolex zuhause lassen
- Geld abheben am besten tagsüber und einsame Bankautomaten in Seitenstraßen meiden
- Trage nur so viel Bargeld wie du für den Tag brauchst mit dir rum
- Nachts nicht alleine und besoffen durch unbekannte und dunkle Gegenden ziehen
- Hab deine Sachen stets im Blick und lasse nichts unbeaufsichtigt („Gelegenheit macht Diebe!“)
- Sei wachsam beim Fotografieren in den Straßen. In Oaxaca City gibt es vermehrt Vorfälle sog. „motoratas„, die dir beim Vorbeifahren das Handy aus der Hand schlagen.
Exkurs
Hier der Originaltext, den ich 2017 nach meiner ersten 2-monatigen Solo-Mexikoreise zum Thema Sicherheit verfasst habe:
„Ich durchlebte zwei Situationen in Mexiko, in denen ich mich nicht ganz wohl gefühlt habe. Einmal nachts im Bus, auf dem Weg von Tuxtla nach Oaxaca (dauert mit dem ADO circa 10 Stunden), stürmten wie aus dem Nichts drei Polizisten den Bus und leuchteten jedem mit einer Taschenlampe ins Gesicht. Von mir wollten sie den Ausweis sehen, was sie ziemlich aggresiv und lautstark kommunizierten. Anfangs hab ich überhaupt nicht verstanden, worum es geht. Nach dem Blick in meinen Ausweis haben sie mich dann glücklicherweise in Ruhe gelassen. Andere Passagiere mussten den Bus für vielleicht 10 Minuten verlassen. Was dann draußen passiert ist, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall kamen alle wieder zurück. Der Lonely Planet*, mit dem auch ich unterwegs war, empfiehlt es nicht, nachts mit den Bussen durch Mexiko zu fahren, da es hin und wieder zu Überfällen kommen kann. Da die Distanzen in Mexiko allerdings so groß sind und eine Busfahrt in der Regel immer mindestens zehn Stunden dauert, bietet es sich natürlich an, über Nacht unterwegs zu sein und sich so eine Unterkunft zu sparen. Von den insgesamt fünf Nachtfahrten, die ich unternommen habe, war nur diese eine etwas nervenaufreibend.
Die zweite unangenehme Situation ereignete sich in einer Bank in Oaxaca. Ich wollte gerade Geld am Automaten ziehen, als fünf schwer bewaffnete, schwarz uniformierte Gestalten die Bank lauthals stürmten und jeden Kunden rausscheuchten. Ich dachte erst, irgendwo in der Bank ist ein Terrorist. Es stellte sich dann aber heraus, dass lediglich Geld abgeholt und in den Geldtransporter verladen wurde.
Diese beiden Beispiele machen deutlich, dass es die Polizei bzw. andere Staatsdiener sind, die einem in Mexiko Angst machen können. Man spürt einfach diese Willkür, der man ausgesetzt ist. Der Polizist kann mit dir im Grunde machen, was er will ohne jegliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Natürlich sind nicht alle Polizisten “böse”, es gibt auch äußerst hilfsbereite. Aber die Grundstimmung in Mexiko ist anti Staat und anti Polizei. Und ja, ich habe auch Mexikaner getroffen, die mir Horrorgeschichten über Schießereien, Kidnappingversuche und willkürliche Polizeigewalt erzählen konnten. Leider haben die Kartelle den Staat im Griff und irgendwie scheinen alle Staatsoberhäupter Teil des organisierten Verbrechens zu sein.
Läuft man in Mexiko City durch die Stadtteile La Roma und La Condesa, könnte man auch denken in Berlin Kreuzberg zu sein. Diese Stadtteile gelten als hip und sind besonders bei Touristen, zugezogenen Europäern und dem jungen mexikanischen Partyvolk mit etwas mehr Geld beliebt. Zudem gelten diese Stadtteile als sehr sicher. Als ich in DF war, habe ich die meiste Zeit bei einem Kumpel geschlafen, den ich aus Berlin kenne. Er ist in Mexiko City geboren und lebt jetzt dort in einem Haus von Freunden der Familie etwas außerhalb im Südwesten der Stadt, in Tlahuac. Dort verirren sich Touristen normalerweise nicht hin. Ich kann auch nicht sagen, dass ich mich dort wohl und sicher gefühlt hätte. Ein etwas mulmiges Gefühl hat mich immer begleitet auf dem Weg von Daniels Haus zur Metro-Station. Nachts habe ich dann den Taxiservice Uber benutzt. Oberstes Gebot in solchen Gegenden ist es, keinen Schmuck oder wertvoll aussehende Kleidung zu tragen, aber das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand. Aber schon allein der Fakt, dass ich europäisch aussehe, lässt viele Mexikaner natürlich denken, dass ich Geld habe. So frei und unbesorgt und zu jeglicher Tageszeit wie hier in Hamburg kann man sich in Mexiko nicht überall bewegen, das steht fest. In den Touristenorten am Meer wie Playa del Carmen, Cancun, Tulum, Puerto Escondido, Mazunte usw. braucht man sich über Sicherheit keine großen Gedanken zu machen. Dort kam auch abends beim Schlendern durch die Straßen kein unangenehmes Gefühl auf.
5 comments
Sehr interessanter Beitrag!
Ich habe schon oft gehört, wie gefährlich Mexiko sein soll. Eine Freundin hat dort während ihrer Schulzeit mal ein Auslandsjahr gewagt und musste innerhalb von nur wenigen Monaten unwahrscheinlich oft ihre Gastfamilie und den Wohnort wechseln, weil es immer wieder irgendwelche Komplikationen gab …
Deine zwei Erlebnisse hören sich ziemlich beängstigend an – ich glaube bei der Sache mit dem Bus wäre ich vor Angst gestorben, haha 🙂
Gut, dass die Stadt, in die du ziehen wirst, als sicher gilt. Und außerdem hast du ja deinen Freund an deiner Seite, der wird dich im Ernstfall ja beschützen 😉
Oh man, die Geschichte von deiner Freundin klingt ja nicht so nach ner schönen Zeit in Mexiko 🙁 War sie denn seit dem mal wieder dort? Ja eben, ich hab ja meinen Freund vor Ort, der wird mich auf jeden Fall beschützen und er weiß diverse Situationen auch viel besser einzuschätzen als ich. Und er würde mich auch nicht nach Querétaro holen, wenn es dort nicht sicher genug wäre 😉
Sie ist tatsächlich nochmal dort gewesen und mit einem ihrer Gastbrüder ein bisschen herum gereist – das empfand sie wohl als angenehmer, als dazu gezwungen zu sein, an einem festen Ort leben zu müssen. 🙂
Eben, dein Freund weiß ja, was dort drüben geht und was nicht! Man darf sich von solchen Dingen einfach nicht zu viel Angst machen lassen, das sage ich mir auch immer wieder wenn es in Japan z.B. um die Naturkatastrophen Gefahr geht 🙂
Hi, ich und meine Frau werden nach Mexiko von Deutschland nach Mexiko für 2 Jahre umziehen. Deswegen finde ich dein Blog eine wertvolle Mine von Information. Wir sind Brasilianer, aber wohnen in Deutschland seit 2012 wegen meiner Promotion. Ab September dieses Jahr fange ich ein Postdoc an der UNAM im Mexikostadt an. Wir freuen uns darauf natürlich und sind super gespannt. Allerdings schwebt das Thema Sicherheit auf unserem Kopf immer. Um ehrlich zu sein, mache ich mehr Sorge um meine Frau. Mein Aussehen ist “typisch” lateinamerikanisch (also brauhäutig, schwarze Haare usw.), deswegen werde ich sicherlich als ein Eiheimischer wahrgenommen werden. Meine Frau aber ist deutschstammige (Blondin, Grüne Augen usw) und ich mache mir Sorge, dass sie von bösen Leute “anviersiert” wird. Ich bin fast sicher, dass ich hier übertreibe und doof bin, weil du schon da lange lebst und es scheint nicht mit dir es nicht zu geschehen. Bitte sag mir, wenn ich da doof bin…