Was bedeutet Freiheit?

„Du musst dich deinen Ängsten stellen!“ Diesen Spruch kennt jeder von uns. Aber was das wirklich bedeutet, versteht man erst, wenn man es macht.

Diese Frage stellt sich mir im Moment immer öfter, vielleicht weil ich noch nie so eng am Thema Freiheit dran war, wie ich es derzeit bin. Jetzt, wo meine Vorstellungen über die Zukunft immer klarer werden und sich für mich so viele neue Ideen und Möglichkeiten auftun. Jetzt, wo sich mein altes Leben als Dauersingle, gelangweilt vom 9-to-5-Bürojob und angekotzt vom Winter in Hamburg dem Ende neigt. Hier also mein Versuch, das Gefühl von Freiheit zu beschreiben:

Freiheit ist, sich nicht von seinen Ängsten bestimmen zu lassen.

„Du musst dich deinen Ängsten stellen!“ Diesen Spruch kennt jeder von uns. Aber was das wirklich bedeutet und warum das tatsächlich so erfüllend ist, versteht man erst, wenn man es macht. Dieses befriedigende Gefühl, seine Angst zu überwinden, kann süchtig machen. Bei mir war es der Moment, als ich endlich im Flugzeug nach Mexiko saß, allein und mit zwei Monaten Zeit im Gepäck. Von dieser Reise in genau dieser Form habe ich schon seit Jahren geträumt, aber nie den Mut gefunden, sie umzusetzen.

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Eine meiner größten Ängste, als Teil der Generation beziehungsunfähig, ist es, mich langfristig an einen Mann zu binden. Mit meinen 30 Jahren kann ich nicht wirklich aus einem Erfahrungspool langfristiger und ernsthafter Beziehungen schöpfen. In der Vergangenheit ist mir immer schnell langweilig geworden und das Gefühl, dass es vielleicht noch was Besseres gibt, war mein ständiger Begleiter. Ich hatte immer Angst davor, mich festzulegen. Jetzt sind es nur noch 4 Monate, bis ich verheiratet sein werde. Und ich fühle mich super damit. Das Bedürfnis, mit diesem Menschen mein Leben zu teilen, ist größer, als die Angst, mich zu binden. Vielleicht, weil es einfach der Richtige ist, vielleicht aber auch, weil ich endlich bereit bin, mich meinen Ängsten zu stellen. Wir alle haben Ängste, meistens sogar die gleichen, aber die einen bringen den Mut auf, dagegen zu kämpfen während die anderen sich von ihnen bestimmen lassen. Oft sind es Schlüsselereignisse, die einen endlich aufwecken und einen bestärken, das zu machen, was man schon immer wollte. Bei mir war das wohl der Tod meines Vaters im November 2014.

„Ich hätte nie gedacht, dass sich die Welt ohne ihn weiter dreht….“

Aber ich denke genau diese Erkenntnis ist es, die mir den nötigen Mut zur Veränderung gibt. Das Leben ist ein Fluss, der ständig Veränderungen mit sich bringt, in uns und auch in unserem Umfeld. Grund für die Angst vor Veränderung sind lediglich unsere eigenen Zweifel, dass wir die neue Situation nicht meistern könnten, aber nicht die Veränderung selbst. Das ist also nur eine Einstellungssache.

Freiheit ist, alte Denkmuster regelmäßig zu hinterfragen.

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr auf einmal Dinge mögt, die ihr jahrelang doof fandet? Bei mir ist das zum Beispiel StarWars. Diverse Menschen wollten mir schon öfter StarWars schmackhaft machen, da ich mich selbst aber immer als Fantasy-Gegner gesehen hab, blieb das erfolglos. Cesar hat auch eine Passion für StarWars. Und plötzlich kam der Wunsch von mir, mit ihm zusammen einen dieser ominösen Filme zu gucken. Und, Überraschung, am Ende fand ich die Story doch ganz gut und freue mich über diese Bereicherung.

Diese Geschichte ist ’ne kleine Sache, aber wie ist das mit Glaubenssätzen wie „harte Arbeit zahlt sich aus“ oder „ein Uniabschluss garantiert einen guten Job“? Das sind Glaubenssätze, die uns die Gesellschaft übermittelt, aber ob wir daran glauben, ist uns selbst überlassen.

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Solche Glaubenssätze haben wir auch über uns selbst. „Ich bin zu blöd, um eine Webseite zu bauen“, „Ich bin nicht hübsch genug, um erfolgreich zu sein“, „Ich bin viel zu ängstlich, um vor Leuten zu sprechen“ oder „Ich bin beziehungsunfähig“.

„Das alles spielt sich nur in unseren Köpfen ab, wir selbst erschaffen uns unserer Realität!“

Warum also sich selbst limitieren? Unsere Gesellschaft in Deutschland fördert diese Selbstbegrenzung. Scheitern, was auf dem Weg des Überwindens der eigenen Ängste natürlich dazu gehört, wird als negativ dargestellt. Da fallen dann so Sätze wie „das hab ich dir doch gesagt“ oder „das konnte ja nicht klappen“. Hinzu kommt der deutsche Perfektionismus. Bevor man überhaupt mit irgendwas anfängt, muss man schon Experte sein! So verstreichen Jahre, in denen man von einem bestimmten Beruf, seiner Selbstständigkeit, einer harmonischen Partnerschaft oder der Weltreise träumt, ohne anzufangen.

Freiheit ist, sich von unnötigen Dingen zu trennen.

Seit ca. 4 Monaten bin ich jetzt schon dabei, mich nach und nach von meinen Habseligkeiten zu trennen. Ich muss zugeben, dass der Anfang ziemlich schwer war. Bei jedem Buch oder T-Shirt musste ich lange überlegen, ob ich es wirklich hergeben will. Manchmal saß ich hier, hab geweint, weil ich Angst vor dem Moment hatte, wenn all die Dinge, die mich ständig begleitet haben, auf einmal weg sind. Dann war ich auch noch sauer auf meinen Partner, der sich angeblich nicht in mich hineinversetzen kann und gar nicht versteht, wie es mir geht. Denn schließlich bin ja nur ich diejenige, die alles verkaufen muss, nicht er.

Jetzt, wo bereits einige Dinge weg sind und meine Wohnung immer leerer wird, fühle ich mich mit jedem weiteren Stück, das geht, freier. Mit diesen Gegenständen gehen auch alte Erinnerungen, die ein bestimmtes Bild von mir selbst widerspiegeln.

„Je weniger Dinge man hat, desto leichter wird es, sich jeden Tag neu zu erfinden.“

Und ich freue mich schon darauf, wenn mein Partner bald die gleiche Erfahrung machen kann. Es ist also immer nur der Anfang, der schwer ist. Hat man diese Phase überwunden, läuft alles von ganz allein. Ich habe mich vorher nie großartig mit dem Thema Minimalismus beschäftigt, aber ich denke es wird in Zukunft eine große Rolle in meinem Leben einnehmen.

Sommer ist Freiheit.

Ich war schon immer ein Sommerkind. Mit Sommer verbinde ich die Freiheit, Dinge draußen machen zu können und dadurch mehr Raum zu haben. Dieser Effekt ist vermutlich besonders groß, wenn man wie ich in einer 40-qm-Einraumwohnung wohnt. Hier habe ich nicht wirklich Platz, um mein Fahrrad zu reparieren oder Sport zu treiben. Dafür muss ich raus. Zudem fühle ich mich im deutschen Winter eingeengt in immer der gleichen Jacke, den gleichen Schuhen und den paar Jeans. Als könnte ich meine Stimmung und Persönlichkeit nicht zum Ausdruck bringen, weil ich weder meine Frisur aufgrund der notwendigen Mütze variieren kann, noch könnte Schmuck ein wenig Abwechslung bringen. Je weniger Klamotten ich anhabe, desto freier fühle ich mich 😉

Meine Tipps für mehr Freiheit im Alltag:

  • Weg mit unnötigen Dingen, die nur rumliegen und Platz wegnehmen!
  • Neugierig bleiben und immer wieder Neues lernen, z.B. eine Sprache, Webdesign oder Nähen. Heutzutage braucht man für viele Dinge keine Ausbildung oder ein Zertifikat mehr, das Internet stellt all das Wissen bereit!
  • Ein internationales Umfeld erweitert Horizonte! Ich empfehle natürlich insbesondere Südamerikaner, die mit ihrer entspannten und positiven Art unglaublich erfrischend sind. In einer Stadt wie Hamburg trifft man alle Nationalitäten. Am einfachsten sicher über bestimmte Facebook- und Couchsurfing-Gruppen.
  • Inspirierende Bücher/Blogs lesen oder Podcasts hören. Hier ein paar Beispiele, die mich inspirieren:

Bücher:

Paulo Coelho – Der Alchemist
Peter Bieri – Nachtzug nach Lissabon

Podcasts:

Der digitale Nomadenpodcast liefert spannende Interviews mit digitalen Nomaden und Unternehmern, die neue Ideen neben dem konventionellen 9-to-5-Job aufzeigen

Blogs:

Live your heart out (in Englisch), der wundervolle Blog von Conni Biesalski, die seit Jahren ortsunabhängig Geld verdient (bekannt durch ihren Reiseblog Planet Backpack), mit dem sie ihre Leser inspirieren will, kreativ und mutig zu sein, um das zu tun, was sie wirklich wollen

Was bedeutet Freiheit für dich? Ich freue mich über dein Kommentar!

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