Die Sierra Gorda ist ein bis zu 3.100 Meter hohes Gebirge im Norden des Bundesstaats Querétaro. Ein Großteil des Gebiets ist als Biosphärenreservat ausgeschrieben und nur sehr dünn besiedelt. Auf einer Fläche von ca. 3.500 km² leben rund 100.000 Menschen, überwiegend indianischer Abstammung (Huasteken, Chichimeken und Otomí).
Wir haben hier unsere Flitterwochen verbracht. Grund genug, dieser Gegend einen Blogpost zu widmen.
Wie kommt man da hin?
Am einfachsten ist es mit dem eigenen Auto, da auch schon kleine Distanzen aufgrund der landschaftlichen Begebenheiten recht zeitintensiv werden können. Von Querétaro, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, sind es rund fünf Autostunden bis zur Sierra Gorda, von Mexiko Stadt aus ca. sechs Stunden. Der Highway 120 führt durch das gesamte Gebiet, von Osten nach Westen. In der Mitte liegt Jalpan de Serra, die größte Stadt mit 11.000 Einwohner und das Zentrum der Sierra Gorda. Es empfiehlt sich, von hier aus die Gegend zu erkunden. Hier gibt es diverse Essensmöglichkeiten, Internetempfang, Taxis usw.
Jalpan kann man auch sehr gut per Bus von Querétaro oder Mexiko Stadt aus erreichen. Von Central de Autobuses del Norte in Mexiko Stadt fährt täglich ein Bus (Flecha Amarilla) nach Jalpan de Serra. Am besten du erkundigst dich vor Ort nach den Abfahrtszeiten, denn was man im Internet findet, ist widersprüchlich und entspricht nicht den tatsächlichen Fahrplänen. Von Querétaro aus kommt man per Primera Plus, einem sehr komfortablen Reisebus mit Toilette, TV im Sitz und im Preis inbegriffenen Snacks für rund 300 Pesos (13 Euro) nach Jalpan. [Mehr zum Thema Busfahren in Mexiko]. Die Busse fahren dreimal täglich nach Jalpan, 8:10 Uhr, 12 Uhr und 15:10 Uhr.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Mitfahrzentrale blablacar, die man auch aus Deutschland und Europa kennt. Von Querétaro aus bieten immer wieder junge Leute, die das Wochenende in der Sierra Gorda verbringen möchten, einen Sitzplatz im Auto für rund 150 Pesos (7 Euro) an.
Einmal in Jalpan angekommen, findet man leicht Taxis und Tourismusveranstalter wie Sierra Gorda Ecotours, die diverse Touren zu den Highlights in der Sierra Gorda anbieten.
Was gibt es dort zu sehen?
Die Sierra Gorda ist eine der schönsten Regionen Mexikos, besonders beeindruckend durch ihre enormen Artenvielfalt, der unberührten Natur und dem Beitrag der Einheimischen, dieses Naturwunder durch nachhaltige Ökowirtschaft aufrechtzuerhalten.
Natur Highlights:
- Cuatro Palos Aussichtspunkt: Atemberaubende Aussicht von rund 2.727 Metern über die gesamte Sierra Gorda.
Anfahrt: In Kilometer 132.5 auf dem Highway 120, im Dorf La Cañada, geht eine 5 Kilometer lange unbefestigte Straße zum Dorf Cuatro Palos. Von dort aus läuft man ca. 25 Minuten bis zum Viewpoint. - El Chuvejé Wasserfall: Fast 30 Meter hoch, gehört der Wasserfall zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Sierra Gorda.
Anfahrt: In Kilometer 160 auf dem Highway 120 führt eine 5 Kilometer lange unbefestigte Straße zum Eingang, von dort aus läuft man ca. 20 Minuten bis zum Wasserfall. - Escanela River: Das kristallklare Wasser des Flusses lädt ein zu einer kurzen Abkühlung zwischen Kalksteinfelsen und uralten Berg-Ahorn-Bäumen.
Anfahrt: In Kilometer 155 auf dem Highway 120 führt eine 5 Kilometer lange unbefestigte Straße in das Dorf Río Escanela. Von dort läuft man ca 40 Minuten auf einem Trampelpfad entlang des Flusses bis zur Puente de Dios. - Las Adjuntas: Hier vereinen sich 2 Flüsse zu einem, braunes warmes Wasser trifft auf kaltes blaues Wasser. Perfekt zum Baden und Campen rund ums Flussbett, was durch breite Sandbanken viel Platz bietet.
Anfahrt: Von Jalpan erreicht man über den Highway 69 auf Kilometer 26 die Abfahrt nach Ayutla, von wo aus man die Campingplätze und den Fluss sieht. - Sótano del Barro: Das riesige Loch, genauer die Einbruchsdoline, ist 455 Meter tief und fasst 15 Millionen Kubikmeter. Damit ist sie nach der Sinkhöle Sarisariñama in Venezuela die zweitgrößte der Welt. Absolut beeindruckend! Am frühen Morgen kann man hier eine seltene Ara Art beobachten.
Anfahrt: In Jalpan nimmt man den Highway 69 nach Puerto Ayutla; von dort aus führt eine unbefestigte Straße nach Santa María Cocos, von wo es dann zu Fuß nur mit Guide und guter Wanderausrüstung über einen steilen Pfad bis an den Rand der Sinkhöhle geht. - Sótano de las Golondrinas (Cave of Swallows): Die rund 500 Meter tiefe Schachthöhle ist die zweitgrößte Mexikos und dient mit ihren Kalksteinwänden als ein Zuhause für diverse Vogelarten, u.a. grüne Sittiche und weiße Schwalben. Jeden Morgen und jeden Abend bietet sich hier ein riesiges Spektakel, wenn die Vögel die Höhle verlassen bzw. zurück kommen.
Anfahrt: Zwischen Jalpan und Xilitla, auf dem Highway 120, abbiegen auf den Highway 190 Richtung Tancoyol; in Zoyapilca Richtung Valle Verde über Rancho Nuevo bis zur Grenze nach San Luis Potosí; vorbei an den Dörfern Tansosob und Unión de Guadalupe bis zum Eingang der Sótano, an dem sich ein Parkplatz und eine Treppe befindet, die dich an den Rand der Höhle bringt. - La Trinidad: Der kleine Ort ist inmitten wilder Wälder, in der Nähe von Xilitla gelegen. Die unberührte Natur bietet eine besondere Artenvielfalt.
Anfahrt: Von Xilitla aus führt eine Straße steil bergauf durch Miramar Viejo bis nach Trinidad.
Weitere Ausflugsziele:
- Las Pozas de James: Der surrealistische Garten von Edward James ist eine der skurrilsten Bauprojekte der Welt. Bis 1984 hat er hier mitten im Dschungel an riesigen Skulpturen gewerkelt.
Anfahrt: Vom Highway 120 die Abbiegung in Kilometer 262 nach Xilitla nehmen; durch Xilitla durchfahren, die Brücke „Puente Caracol“ überqueren, dann links abbiegen auf die unbefestigte Straße, die direkt zu Las Pozas führt. - Las Mariposas Keramikworkshop: Die Besitzerin lehrt jungen Frauen aus der Region und Touristen traditionelle Keramikkunst.
Anfahrt: Vom Highway 120 die Abbiegung in Kilometer 220 nach Zoyapilca nehmen; dort angekommen erreicht man nach ca. 8 Kilometern Soledad de Guadelupe, wo der Workshop stattfindet. - Archäologische Stätte Tancama: Die wichtigste prähispanische Siedlung in der Sierra Gorda besteht aus rund 40 Elementen, von Hügeln über Stufen bis zu Ballspielplätzen.
Anfahrt: Auf dem Highway 120 von Jalpan nach Xilitla führt eine gut ausgeschilderte unbefestigte Straße nach Tancama.
Ein besonderes Highlight der Sierra Gorda ist das Ex-Kloster von Bucareli.
Für uns sind Kloster besonders romantisch, denn unser erstes Date war ein Ausflug ins Ex-Kloster Desierto de los Leones in Mexiko City.
Das 1797 erbaute ex-convento de Bucareli erreicht man über eine rund 45-minütige und etwas abenteuerliche Talfahrt aus Richtung Pinal de Amoles.
Aber einmal im Kloster angekommen, wird man mit einer ganz besonderen Atmosphäre belohnt. Maria, die mit ihrer Familie in dem von Gebirgszügen umgebenen Kloster wohnt, gibt gegen eine kleine Aufwandsentschädigung gerne eine umfangreiche Führung auf Spanisch. Das Highlight: In einem kleinen Hinterraum wurde damals, zu Lebzeiten der Mönche, Exorzismus betrieben. Vor dem Raum steht eine Kerze, die die Dämonen vor dem Ausbrechen hindern soll. Wir wollten da natürlich unbedingt rein. Maria war sehr besorgt um uns und würde sich dort nie reintrauen. Der Raum ist mehr eine Art dunkler, kalter Flur, ca. sechs Meter hoch und ein Meter breit. An der Decke befinden sich zwei kleine Löcher, die Licht durchlassen. Maria war sichtlich beruhigt, als wir ganz normal zurückkamen…
Maria erzählte uns, dass die Gemeinde sie auserwählt hat, im Kloster zu leben. Oft hört sie die alten Priester ihren Namen rufen, nachts, aber auch tagsüber. Sie hat aber keine Angst, denn die Priester und Mönche wissen, dass Maria auf das Kloster aufpasst und nichts Böses im Sinn hat. Damals lebten rund 30 Leute in dem Kloster. Teilweise sind sogar noch original Möbel zu sehen. Das Kloster wurde nie ganz fertiggestellt, da die Mönche aufgrund des Guerra Cristera Ende der 1920er von einem Tag auf den nächsten fliehen mussten.
Die Geschichte, die sich hinter den Wänden verbirgt, und seine Lage in mitten riesiger Gebirgszüge und Schluchten machen das Kloster zu einem ganz besonderen Ort. Lass dir vom Exorzismus erzählen, während der Wind durch die leeren Räume zieht und die Türen auf- und zufallen.
Übernachte in der besten Öko-Unterkunft der Sierra Gorda, dem Casita Ecológica!
Unsere Flitterwochen haben wir im Casa Redonda, eine der Lehm-Cabañas im Casita Ecológica verbracht. Gelegen im Umkreis von Jalpan kommst du leicht mit dem Auto oder auch mit einem Taxi von Jalpan aus dorthin. Jeder im Umkreis kennt Magarita und ihr Casa Ecológica, da sie aufgrund diverser Workshops und Meetings den Locals Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Lehmbau usw. näherbringt. Zudem unterstützt sie auch finanziell lokale Kunsthandwerker.
Das Casita ist ein Ort der Ruhe, ohne Handy- und Internetempfang, in mitten der Natur. Der nächste größere Supermarkt befindet sich in Jalpan. Wenn du abends im Casita ankommst, solltest du am besten was zu essen dabei haben.
Magarita hat das Casa Redonda damals aufgrund mangelndem Geldes aus Lehm innerhalb von nur sechs Monaten selbst gebaut. Heute gibt sie Workshops und lehrt anderen, wie man günstig und umweltbewusst ein Haus aus Lehm baut. Sie kommt aus der Region, verbrachte rund 20 Jahre in England und kehrte wieder zurück, weil sie ihre Heimat so liebt – was man wirklich sehr gut verstehen kann – und einen Beitrag zum Erhalt leisten möchte. Daher spricht sie auch perfekt Englisch. Auf Wunsch tischt sie veganes Frühstück auf und weiht dich ein in traditionelle Saunakunst.
Sie weiß alles über die Region, kann dir von abenteuerlichen Wanderungen erzählen und dir die besten Orte zeigen. Magarita ist mit ganzen Herzen dabei und das lässt sie jeden spüren!
Wenn du nach Ruhe suchst und die Berge liebst, dann komm vorbei!
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